Das Bild zeigt den Nordseestrand Langeoog

Barrierearmer Urlaub

Zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie stehen die Zeichen auch für die Tourismus- und Reisebranche verhalten auf Entspannung. Es darf wieder an Urlaub und Reisen gedacht werden. Schöne Landschaften kann man womöglich wieder in der Natur genießen – und nicht nur am heimischen Bildschirm. Nichtsdestotrotz stehen Menschen mit Behinderung auch nach Corona weiterhin vor der Herausforderung, touristische Reiseziele für sich zu finden, die möglichst barrierearm sind. Neben einer barrierearmen Anreise (Infos zum barrierefreien Reisen finden Sie hier und hier) sind vor allem auch barrierearme oder -freie Unterkünfte wichtig, damit man trotz körperlicher Einschränkungen die Annehmlichkeiten eines Urlaubsaufenthalts genießen kann.

Auch hier stehen die Zeichen nicht schlecht. Die Zahl der Angebote wächst. Ein Beispiel ist die „Kajüte“ auf der Nordseeinsel Langeoog. Betrieben von der AWO Ostwestfalen-Lippe, verspricht sie ein „Urlaubszuhause für alle“. Wir haben recherchiert und mit der Einrichtungsleiterin Bettina Lau gesprochen.

 

Vom Landschulheim zur modernen Ferienanlage

Darf es jetzt wieder „etwas Meer“ sein? Diese Frage stellen sich Menschen, die womöglich in Zeiten der Pandemie auf ihren Urlaub verzichtet haben. „Frischer Wind um die Nase. Das Meer vor der Tür. Viel zu entdecken“, so wirbt die „Kajüte“ auf Langeoog und spricht damit Erholungsbedürftige, Familien, Menschen mit Behinderung, Senioren sowie Menschen in Pflegeverantwortung an.

„Das Gebäude der Kajüte und das Grundstück haben eine längere Geschichte“, erzählt Einrichtungsleiterin Bettina Lau. „Die Gemeinde Hiddenhausen hat das Gebäude 1954 mit Grundstück gekauft und nutzte es vorwiegend als Landschulheim. 1982 übernahm die Bewirtschaftung der Kajüte als Landschulheim (zuzüglich zweier Ferienwohnungen) der AWO Kreisverband Herford.“ Seit 2016 gehört die Kajüte dem Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. Es folgte die Neukonzeptionierung und Umgestaltung zu einer gemeinnützigen Familienerholungsstätte. Diese wurde schließlich im Folgejahr eröffnet. Seitdem werden hier „Fremde zu Freunden“.

 

Zimmer und Betten für jeden Bedarf

Bettina Lau erläutert: „Das Haus liegt direkt hinter der Düne, so dass das Meer in wenigen Minuten erreichbar ist.“ Die Ferienstätte verfügt über fast 100 Betten. Die Zimmer sind für verschiedene Gruppengrößen und Bedarfe aufgeteilt in Zwei-Raum-Zimmer für drei bis sechs Personen, diverse Doppelzimmer, zwei Einzelzimmer sowie drei Appartements mit Kochgelegenheit. „Eines der Doppelzimmer ist behindertenfreundlich mit Pflegebett und barrierefreiem Bad ausgestattet, das Haus ist insgesamt barrierearm“, sagt Lau.

Auch für Kinder bietet die Kajüte reichlich Platz. Es gibt einen großen Dünenspielplatz sowie zusätzlich zu den Seminar- und Gruppenräumen ein frei zugängliches Kinderspielzimmer und einen Waldkindergartenwagen. Ganzjährig wird eine Kinderbetreuung angeboten und bietet somit die Möglichkeit für einen Familienurlaub mit den eigenen erwachsenen Kindern und Enkelkindern.

Die Preise in der Kajüte der AWO OWL sind moderat. „Auch Familien in besonderen Lebenslagen, z.B. mit geringem Einkommen oder Alleinerziehende wissen die Halbpension mit Kinderbuffet zu schätzen und suchen sich die Kajüte bewusst aus, weil die Raumstruktur und die Atmosphäre im Haus es diesen Familien besonders leicht macht, sich wohl und geborgen zu fühlen“, so die Leiterin. Es handelt sich um eine gemeinnützige Einrichtung, die anders kalkulieren kann als kommerzielle Anbieter. Nutznießer sind neben den Familien auch Schwerbehinderte, Menschen mit (nachzuweisender) Pflegebedürftigkeit oder Seniorinnen und Senioren jenseits des 75. Lebensjahres.

 

Urlaubsziel auch für Menschen mit Behinderung

Regelmäßig wird die Kajüte auch von Menschen mit Behinderung frequentiert. „Das Personal vor Ort ist im Umgang mit den unterschiedlichsten Besuchergruppen erfahren und kann bedarfsgerechten Service anbieten“, berichtet Bettina Lau. Dazu ist die Kajüte teilweise barrierefrei für Menschen mit Gehbehinderungen, Rollstuhlnutzende und insgesamt barrierearm ausgestattet. Das Ferienhaus ist vom Projekt „Reisen für alle“ geprüft, besitzt also eine bundesweit gültige Zertifizierung im Bereich Barrierefreiheit. Das Projekt führt auf seiner Website (s.u.) derzeit etwa 2.500 barrierefreie Reise- und Ausflugsziele auf.

Neben einem großzügigen Doppelzimmer, das behindertenfreundlich mit Pflegebetten und entsprechendem Badezimmer ausgestattet ist, verfügen einige Zimmer über eine bodentiefe Dusche. Außerdem ist per Aufzug jeder Bereich der Kajüte auch für Rollstuhlfahrende bequem zu erreichen. „Wir haben außerdem einen eigenen Strandrollstuhl und einen mobilen Lifter, die wir unseren Gästen gerne kostenfrei zur Verfügung stellen“, so Bettina Lau.

 

Specials und andere Angebote

Hat die AWO Ostwestfalen-Lippe e. V. vergleichbare Einrichtungen an anderen Standorten? Lau: „Die AWO OWL selbst nicht. Ähnliche Einrichtungen werden aber z. B. von unseren Freunden der AWO SANO gGmbH (Link s.u.) in Rerik betrieben.“

Wie viele Anbieter reagierte auch die Kajüte auf die Pandemie. Beispielsweise mit dem Angebot „Corona-Auszeit für Familien“. Das Angebot wurde sehr gut genutzt und ist inzwischen auch über die Wartelisten ausgebucht. Weiterhin gelten momentan die gängigen Schutzmaßnahmen der Corona-Verordnung. Nach dem 20. März ist offen, inwiefern sie weiterhin Gültigkeit haben werden. Grundsätzlich steht einem Aufenthalt in der Kajüte in Langeoog aber nichts im Wege. Da sie sehr beliebt ist, sollte man sich allerdings mit Buchungsanfragen besser beeilen.

 

Links

Kajüte, Langeoog

“Reisen für alle”, enthält eine Suchfunktion für barrierefreie/ -arme Reise- und Freizeitangebote 

Leichter Reisen, Barrierefreie Urlaubsziele in Deutschland

AWO SANO gGmbH 

  

 

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