Das Bild zeigt medizinisches Fachpersonal beim Hautkrebsscreening

Gesunde Haut ein Leben lang

Jedes Jahr erhalten rund eine halbe Million Menschen in Deutschland die erschütternde Diagnose Krebs. Doch so lähmend die Nachricht im ersten Moment auch sein mag - dank enormer Fortschritte in der Medizin kann Krebs in vielen Fällen geheilt werden. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist jedoch eine frühzeitige Erkennung der Krankheit.

Besonders ermutigend ist die Entwicklung der letzten 25 Jahre: Bei vielen Krebsarten haben sich die Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert, wie die Deutsche Krebsgesellschaft bestätigt. Diese Erfolge sind maßgeblich der Krebsfrüherkennung zu verdanken. Wird ein Tumor im Frühstadium entdeckt, können bei manchen Krebsarten neun von zehn Erkrankten geheilt werden. Ein klares Zeichen dafür, wie wichtig es ist, die Vorsorge ernst zu nehmen und auf seinen Körper zu achten.

Die Haut ist das größte Organ und ein Spiegel des Lebens. Sie schützt vor Umwelteinflüssen, reguliert die Körpertemperatur und ermöglicht es, die Welt zu fühlen. Doch mit den Jahren, und insbesondere nach vielen Sonnenbädern, steigt das Risiko für Hautkrebs. Jeder Sonnenbrand in der Kindheit, jeder ungeschützte Aufenthalt im Freien über die Jahre summiert sich zu einer kumulativen UV-Belastung. Diese langjährige Exposition ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Gerade für Menschen um die 60 ist eine regelmäßige Hautkrebsvorsorge deshalb ein unverzichtbarer Baustein für gesundes Altern.

Bei Menschen mit Conterganschädigung kommt noch eine Besonderheit hinzu: Möglicherweise war die Anwendung von Sonnenmilch und Lotionen für sie aufgrund ihrer Einschränkungen beispielsweise durch verkürzte Arme schwierig, deshalb könnte hier in punkto Hautkrebs ein besonderes Risiko bestehen. Die Einnahme von Medikamenten kann die Hautempfindlichkeit gegenüber der Sonne zusätzlich erhöhen.

Zudem verliert die Haut mit zunehmendem Alter an Regenerationsfähigkeit und Zellschäden können sich leichter manifestieren. Viele Hautkrebsarten entwickeln sich langsam über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Was in jungen Jahren als harmlose Pigmentveränderung begann, kann im Alter zu einer ernsthaften Läsion werden.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen es, Vorstufen oder frühe Formen von Hautkrebs zu erkennen, bevor sie problematisch werden oder sich ausbreiten können. Die Deutsche Krebsgesellschaft und viele Dermatologen empfehlen für alle Menschen ab 35 Jahren ein Hautkrebsscreening alle zwei Jahre. Für Personen mit erhöhtem Risiko, beispielsweise aufgrund einer familiären Vorbelastung, vieler Muttermale, früherer schwerer Sonnenbrände oder bereits vorhandener Hautkrebsvorstufen, kann ein kürzeres Untersuchungsintervall – jährlich oder sogar mehrmals im Jahr – ratsam sein.

 

Wie läuft die Hautkrebsvorsorge in der dermatologischen Praxis ab?

Die Hautkrebsvorsorge, auch Hautkrebsscreening genannt, ist eine nicht-invasive und schmerzlose Untersuchung, die üblicherweise nicht länger als 10 bis 15 Minuten dauert. Nach dem Anamnesegespräch, bei der Ärztin oder der Arzt nach der medizinischen Vorgeschichte, nach Vorerkrankungen, familiärer Belastung mit Hautkrebs, früheren Sonnenbränden und dem individuellen Sonnenschutzverhalten fragen, oder sich nach neuen oder sich verändernden Hautveränderungen erkundigen, schließt sich eine Ganzkörperkontrolle an.

Die Ärztin oder der Arzt untersuchen systematisch die gesamte Haut von Kopf bis Fuß, einschließlich der Kopfhaut, der Bereiche hinter den Ohren, zwischen den Zehen und Fingern, unter den Fußsohlen, im Genitalbereich und an den Nägeln. Hierbei kommt ein Dermatoskop, ein spezielles Auflichtmikroskop, zum Einsatz. Es ermöglicht eine bis zu 20-fache Vergrößerung und eine detailliertere Beurteilung der Struktur, Farbe und Begrenzung der Muttermale und Hautauffälligkeiten, die mit bloßem Auge nicht sichtbar wären.

Bei Menschen mit Conterganschädigung sollte eine angepasste Herangehensweise in der medizinischen Versorgung erfolgen. Aufgrund der Gliedmaßenfehlbildungen und der eingeschränkten Beweglichkeit sollten Hautärzte ein besonderes Einfühlungsvermögen zeigen, um alle Hautbereiche gut einsehen zu können. Dabei ist eine bequeme und sichere Haltung der Patientin oder des Patienten entscheidend. Auch kann es sein, dass Fehlbildungen zu chronischem Druck, Reibung oder mangelnder Belüftung in bestimmten Hautfalten oder an Prothesenauflagen führen. Solche Bereiche sind dann anfälliger für Irritationen, chronische Entzündungen oder auch Wundheilungsstörungen, auf die der Dermatologe oder die Dermatologin besonders achten muss.

 

Welche Arten von Hautkrebs werden bei Menschen um die 60 besonders häufig entdeckt?

Die häufigsten Hautkrebsarten sind:

  • Basalzellkarzinom (Basaliom): Dies ist die häufigste Form von Hautkrebs. Es wächst langsam, streut selten Metastasen, kann aber lokal aggressiv sein und umliegendes Gewebe zerstören. Typische Erscheinungsbilder sind glänzende Knötchen, rote Flecken oder schlecht heilende Wunden. Es tritt oft an sonnenexponierten Stellen wie Gesicht, Hals und Händen auf.
  • Plattenepithelkarzinom (Spinaliom): Diese zweithäufigste Form wächst ebenfalls meist langsam, kann aber bei Nichtbehandlung Metastasen bilden. Es zeigt sich oft als raues, schuppiges oder krustiges Knötchen oder Geschwür. Auch hier ist das Gesicht oftmals betroffen.
  • Malignes Melanom (Schwarzer Hautkrebs): Obwohl seltener als die beiden anderen, ist das Melanom die gefährlichste Form von Hautkrebs, da es frühzeitig Metastasen in andere Organe streuen kann. Es kann aus bestehenden Muttermalen entstehen oder neu auftreten. Warnzeichen entsprechen benennt man nach der "ABCDE-Regel": Asymmetrie, Begrenzung (unregelmäßig), Color (uneinheitlich), Durchmesser (größer als 5-6 mm), Evolution (Veränderung in Größe, Form, Farbe).

Bei Patientinnen und Patienten um die 60 Jahre werden bei der Vorsorge außerdem häufig die sogenannten Aktinischen Keratosen entdeckt, raue, schuppige, rötliche Flecken, die als Vorstufen des Plattenepithelkarzinoms gelten und durch UV-Einstrahlung entstehen. Sie sind ein deutliches Warnsignal und sollten behandelt werden, um die Entwicklung zu invasivem Hautkrebs zu verhindern. Auch erste Basalzellkarzinome oder beginnende Plattenepithelkarzinome werden in diesem Alter häufiger gefunden.

 

Kann man mit regelmäßiger Vorsorge schweren Diagnosen vorbeugen?

Klare Antwort: Ja! Die regelmäßige Hautkrebsvorsorge ist das wichtigste Instrument zur Prävention schwerwiegender Diagnosen. Hautkrebs ist, wenn er frühzeitig erkannt wird, in den allermeisten Fällen heilbar. Selbst das maligne Melanom hat im Frühstadium eine gute Prognose, wenn es noch nicht tief in die Haut eingedrungen ist und keine Metastasen gebildet hat.

In einigen Praxen werden auffällige Muttermale digital fotografiert und gespeichert, was einen präzisen Vergleich bei späteren Untersuchungen ermöglicht. So können Veränderungen frühzeitig erkannt werden. Bei verdächtigen Befunden wird das weitere Vorgehen besprochen, beispielsweise eine Biopsie oder Entfernung des Muttermals.

Menschen mit Conterganschädigung haben oft aufgrund negativer Erfahrungen im Gesundheitswesen oder aus Scham Vorbehalte gegenüber Arztbesuchen. Um diese Ängste zu nehmen, ist es umso wichtiger, dass das medizinische Personal empathisch und respektvoll ist und offen kommuniziert. Betroffene sollten sich deshalb einen Hautarzt suchen, mit dem Sie Bedenken und besondere Bedürfnisse während der Behandlung vertrauensvoll in einem Vorgespräch ansprechen können. Ist die Praxis barrierefrei? Wird Hilfestellung beim Entkleiden benötigt? Brauchen Sie mehr Zeit für die Untersuchung? Möchten Sie eine Begleitperson mitbringen? Ein kontinuierlicher Kontakt zum Arzt kann helfen, Vertrauen aufzubauen. In diesem Zusammenhang möchte die Conterganstiftung auch noch einmal darauf hinweisen, dass der Beratungsbereich hierbei unterstützen kann. Sie erreichen diesen unter beratung@contergan.bund.de oder telefonisch unter der Telefonnummer 0221 3673-3673 (Auswahlziffer 1).

Wichtig ist, dass sich Betroffene mit einer Conterganschädigung in der dermatologischen Praxis wohlfühlen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre, die es Menschen mit Conterganschädigung ermöglicht, die so wichtige Hautkrebsvorsorge angstfrei und regelmäßig in Anspruch zu nehmen. Denn Hautgesundheit ist ein Recht für jeden – ein Leben lang.

 

 

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