Ernährung

Im Alter verändern sich grundsätzlich die Bedürfnisse des menschlichen Körpers bei allen Menschen. So auch bei der Ernährung. Bei Menschen mit Conterganschädigung(en) kommen allerdings einige Herausforderungen hinzu, wenn es um ausgewogene Ernährung geht. Denn viele können nicht selbst oder nur eingeschränkt kochen. Zudem ist es nicht jedem möglich, selbstständig einkaufen zu gehen. Wer keine Hilfen in Anspruch nehmen kann oder möchte, wäre dann weitgehend auf Fertiggerichte angewiesen. Doch wie lässt sich dies mit dem Anspruch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung vereinbaren?

Mehr Nährstoffbedarf bei weniger Kalorien

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Bedürfnisse des menschlichen Organismus, der gesamte Stoffwechsel stellt sich um. So steigt etwa der Nährstoffbedarf, während der Kalorienbedarf sinkt. Durch weniger oder eingeschränkte Bewegung wird Muskelmasse abgebaut. Dadurch sinkt der Grundumsatz an Nährstoffen, der Energiebedarf wird geringer. Ebenso erschweren weitverbreitete Alterserkrankungen – wie Diabetes oder Herzerkrankungen – eine gesunde Ernährung. Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte ein durchschnittlicher Erwachsener täglich 264 Gramm Kohlenhydrate, 66 Gramm Fett und 72 Gramm Eiweiß zu sich nehmen. Dabei handelt es sich um Richtwerte, die mit Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität variieren.

 

Grundsätzlich aber gilt: Eine gesunde Ernährung im fortschreitenden Alter erfordert, dass zwar weniger Fette und Kohlenhydrate zu sich genommen werden müssen, der Bedarf an Nährstoffen, Vitaminen und eiweißreichen Lebensmitteln jedoch gleich bleibt bzw. ansteigt. Isst man wie gewohnt weiter, nimmt man an Gewicht zu. „Wenn der alte Mensch sich weniger bewegt, also weniger Energie verbraucht, braucht er entsprechend weniger Kalorien, aber noch genauso viele Mikronährstoffe“, sagt Professor Rainer Wirth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten im Alter ist also geboten.

Mangelernährung – Gefahren für Körper und Geist

Werden nicht ausreichend sogenannte Makronährstoffe (also Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) und Mikronährstoffe (das sind Vitamine, Mineralien und Spurenelemente) vom Körper aufgenommen, kann es zur Mangelernährung kommen. Dabei wird zwischen quantitativer und qualitativer Mangelernährung unterschieden: Eine quantitative Mangelernährung steht bei Älteren häufig in Verbindung mit Appetitsverlust, fehlendem Durstgefühl oder körperlichen Einschränkungen z. B. durch schlecht sitzende Zahnprothesen oder Schluckbeschwerden. All das kann die Nahrungsaufnahme behindern und sie als lästig empfinden lassen. Eine qualitative Mangelernährung bedeutet hingegen, dass wichtige Nährstoffe nicht in ausreichender Menge zugeführt werden und es so zur Schwächung von kognitiv-geistigen, psychischen und motorischen Fähigkeiten kommt. Expertinnen und Experten verweisen darauf, dass sich beide Formen im ungünstigen Fall gegenseitig ergänzen. Um altersbedingter Mangelernährung vorzubeugen, ist es daher wichtig, dass Nährstoffe konzentriert, regelmäßig und möglichst kalorienarm zu sich genommen werden. Empfehlungen sagen also, die eigenen Essgewohnheiten zu hinterfragen. Mit wenig Aufwand lassen sich im Alltag ungesunde Lebensmittel gegen gesündere Alternativen austauschen: Etwa, statt der Schüssel mit Müsli oder Cornflakes aus der Packung lieber eine Schale mit ungesüßtem griechischem Joghurt, Haferflocken und Nüssen essen. Auch gut: Das weiße Toastbrot gegen eine Scheibe Vollkornbrot mit Frischkäse und Avocado eintauschen.

Hürden beim Einkaufen und Kochen

Eine gesunde Ernährung wird häufig mit gesunden Lebensmitteln, die im besten Fall selbst zubereitet werden, assoziiert. Doch gerade mit zunehmendem Alter und bei Personen mit Behinderung ist dieses Ideal kaum umsetzbar. Erst recht bei alleinlebenden Personen. Es beginnt mit fehlender Barrierefreiheit im Supermarkt und endet bei nicht behindertengerechten Küchen- oder Arbeitsgeräten. Für viele Menschen mit Conterganschädigung ist die Zubereitung von Speisen in Eigenregie oft nicht praktikabel. Alternativen bilden Angebote wie Essen auf Rädern, verzehrfertige Mahlzeiten aus dem Supermarkt oder der Metzgerei. Mobile Essensanbieter liefern die Mahlzeiten zwar bis zur Tür. Allerdings kann deren Qualität mit dem Dienstleister stark variieren. Dasselbe gilt für Pizza- und andere Boten, die nach Meinung der Ernährungsexpertenschaft zwar akzeptabel sein können, aber immer eine Ausnahme bilden sollten.

Bleiben die Fertiggerichte aus dem Supermarkt – ob tiefgefroren, aus der Konserve oder dem Kühlregal: Schaut man auf die klein gedruckte Zutatenliste auf der Verpackungsrückseite, tut sich ein für Laien oft kryptischer Mix aus dem riesigen Industrieküchen-Repertoire auf: Konservierungs- und Zusatzstoffe, Dickungsmittel, Transfett-Säuren, Salz und vor allem: Zucker. Von den beiden Letzten meistens deutlich zu viel. Auf der Verpackungsrückseite müssen alle Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge ihrer Nutzung gelistet sein. Hersteller müssen hier auch andere Zusatzstoffe wie etwa Aromastoffe, Dickungs- oder Säuremittel angeben. Diese sind – wenn nicht namentlich genannt – häufig hinter einem Code aus Zahlen und Buchstaben (z. B. E 270 für Milchsäure) verborgen.

Fertiggerichte – zwischen bequem und (un)gesund

Fertiggerichte bieten eine akzeptierte Alternative, um Essen selbstständig zuzubereiten. Zwar eilt ihnen ihr schlechter Ruf voraus. Doch sie unterscheiden sich untereinander stark in Qualität und Nährgehalt. Hier ist die „Bequemlichkeit“ (daher der Begriff „Convenience Food“) häufig ein wichtiger Indikator für die Kaufentscheidung. Auf einer Skala unterscheidet man fünf Stufen. Es gilt die Faustregel: Je niedriger die Bequemlichkeitsstufe, desto gesünder ist das Fertiggericht. Unter Stufe 0 werden beispielsweise tiefgekühlte und unbearbeitete Lebensmittel wie etwa Gemüse und Obst gefasst. Stufe 3 umfasst Lebensmittel, die zur Hälfte fertig sind, wie z. B. Kartoffelbrei-Pulver, Tütensuppe oder fertige Gemüsebrühe. Stufe 5 sind Lebensmittel, die verzehrfertig sind, wie etwa Produkte an der Selbstbedienungstheke oder auch vom Imbissstand. Die Bequemlichkeitsstufe zeigt also an, wie stark ein Produkt im Vorfeld bearbeitet wurde. Mit jedem Verarbeitungsschritt werden dem Produkt weitere Zutaten und Zusatzstoffe beigefügt, um gleichbleibende Konsistenz, Geschmack und Haltbarkeit zu erreichen. Dabei gehen immer Vitamine und Nährstoffe verloren. In der Regel haben stark verarbeitete Fertiggerichte zudem einen sehr hohen Salzgehalt, der die Empfehlung von fünf bis sechs Gramm Salz pro Tag deutlich überschreitet. Eine klassische „Ernährungsfalle“. Eine weitere entsteht, wenn mit einer Fettreduzierung ein höherer Zuckeranteil einhergeht, was häufig der Fall ist.

 

Je weniger verarbeitet, desto besser

Zusammengefasst: Für eine ausgewogene Ernährung sollten Produkte möglichst nicht oder wenig verarbeitet sein, also eine niedrige Bequemlichkeitsstufe haben. Hilfreich ist, zu Produkten mit hohem Gemüseanteil – am besten Bio – zu greifen, die am wenigsten Zusatzstoffe aufweisen. Wer dann noch auf Vielfalt und Variation achtet, macht wenig falsch. Problem: Menschen mit Conterganschädigung nutzen Produkte mit hoher „Bequemlichkeitsstufe“ nicht, weil sie bequem, sondern weil sie darauf angewiesen sind. Es gibt (zum Beispiel im Tiefkühlbereich) Hersteller, die auf Bioprodukte setzen und versuchen, Komfort und Gesundheit (wenigstens ansatzweise) zur Deckung zu bringen. Gleichzeitig ist frisch gekochtes Essen aus einer Großküche, etwa von einem Lieferservice der sozialen Dienste, immer noch gesünder als Mahlzeiten, die auf Konservierungsstoffe zurückgreifen, wie zum Beispiel die Konservenangebote.

 

Weitere informative Beiträge zum Thema Ernährung

Weiterführende Informationen erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus auf die entsprechenden Überschriften klicken.