
Prävention
Auch für Menschen mit Conterganschädigung gewinnt die Gesundheitsprävention im Alter an Relevanz. Vor allem Stürze und daraus resultierende Knochenbrüche nehmen im Alter zu. Für Menschen mit Conterganschädigung haben diese oft besonders schwere Folgen. Hier gilt es frühzeitig vorzubeugen. Zum Beispiel mit angepasster Physiotherapie oder mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.
CIP hat verschiedene Experten zu diesem Thema befragt. Die drei Magazinbeiträge geben einen ersten Überblick über das Thema Sturzprävention und Tipps zur Unfallvermeidung.
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„Im Alter gibt es kein Immer-weiter-so!“

Die Gefahren von Stürzen - und daraus resultierende Knochenbrüche - sind für Menschen mit Conterganschädigung ein besonders relevantes Thema: Denn die Folgen sind bei ihnen meist schwerwiegender als bei Menschen ohne Behinderung. Bei der Prävention spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. So etwa die körperliche Konstitution, Erkrankungen oder das fortgeschrittene Alter - aber ebenso die Psyche. Darüber haben wir mit Prof. Dr. phil. Dipl. Psych. Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie an der Universität Heidelberg gesprochen. Mit dem Interview setzen wir unsere kleine Serie zum Thema Sturzprävention fort.
Herr Professor Kruse, welche besondere Relevanz sehen Sie beim Thema Sturzunfälle bei Menschen mit Conterganschädigung?
Zunächst möchte ich eine besondere Kompetenz von Frauen und Männern mit Conterganschädigung hervorheben: Nämlich ihre produktive, selbstständigkeitsförderliche Anpassung an die unterschiedlichsten Barrieren in der räumlichen Umwelt. In gewisser Hinsicht können wir Menschen mit Conterganschädigung als „Expertinnen“ und „Experten“ im Hinblick auf die Erkennung und Überwindung von räumlichen Barrieren beschreiben. Diese Expertise haben sie sich im Laufe ihrer Biografie in eindrucksvollem Maße erworben.
Heißt: Eine Besonderheit liegt im Umgang mit der Conterganschädigung selbst?
Das muss man so sagen. Aber selbstverständlich bleiben auch Frauen und Männer mit Conterganschädigung nicht verschont von den natürlichen Alterungsprozessen. Und die haben ihrerseits sehr wohl eine Relevanz für das Thema Sturzunfälle. So gehen die Reaktionsgeschwindigkeit in Wahrnehmung und Ausführung von motorischen Prozessen, die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und schließlich auch die Beweglichkeit der Gelenke mit zunehmendem Alter zurück. Die Mobilität nimmt allgemein ab.
Die persönliche Erfahrung mit der Schädigung durch Contergan kann das nicht wettmachen…
Nein. Denn bei Frauen und Männern mit Conterganschädigung kommt noch die besonders wichtige Tatsache einer deutlich erhöhten Arthrose-Ausbildung hinzu, die ihrerseits wiederum negative Auswirkungen auf die Beweglichkeit hat. Aus all den genannten Gründen sind Stürze und Brüche daher ein wichtiges Thema. Die Frage der Prävention gewinnt mit zunehmendem Alter mehr und mehr an Bedeutung.
Wie geht man am besten mit dem Thema um?
Ist man sich der Problematik erst einmal vollumfänglich bewusst und lernt man die eigene körperliche Konstitution einzuordnen, werden digitale Hilfen immer wichtiger. Im Achten Altersbericht der Bundesregierung mit dem Titel „Ältere Menschen und Digitalisierung“ haben wir einige Bewegungs-Apps genannt. Diese können eine wichtige präventive Rolle spielen, da sie Gangunsicherheiten sofort anzeigen. Da sieht man sehr schnell, wo Handlungsbedarf ist. Auch Angebote der Prävention und Rehabilitation mit dem Ziel der Vermeidung von Stürzen spielen eine sehr wichtige Rolle und sollten unbedingt genutzt werden. Dies gilt für ältere Menschen allgemein und noch einmal besonders für Frauen und Männer mit Conterganschädigung.
Sie sind auch Psychologe. Welche Bedeutung spielt die Psyche bei der Prävention von Sturzunfällen?
Die Psychologie stellt folgende Fragen: Inwiefern gelingt es dem Individuum, trotz der aufgebauten Expertise immer offen zu bleiben für mögliche neue Anforderungen in der räumlichen Umwelt? Wie kann man offen sein, ohne dabei unsicher zu werden? Wie stellt man sich immer wieder neu auf Herausforderungen ein?
Der Kopf spielt also eine entscheidende Rolle?
Wie im Grunde immer, ja. Man kann es auch mit dem Begriff der psychologischen Kontrolle umschreiben: Inwieweit gelingt es, die räumliche Umwelt zu „kontrollieren“? Entweder durch Veränderungen des Umfeldes, aber auch durch Anpassungen des eigenen Verhaltens. Das ist eine wichtige Aufgabe im Prozess des Älterwerdens, die sich auch Frauen und Männern mit Conterganschädigung stellt.
Prävention ist also eine Frage der Einstellung – zum Beispiel, was die Gefahrenvermutung angeht?
Zum einen muss das Individuum lernen, dass das Leben nicht einfach ein „Immer-weiter-so“ ist. Wir alle müssen unser Verhalten auf die besonderen Anforderungen, die uns in den einzelnen Lebensphasen gestellt sind, kontinuierlich anpassen. Besonders Menschen mit Conterganschädigung trauen sich möglicherweise zu viel zu – und dies kann bei Contergangeschädigten noch dadurch gefördert werden, dass sie immer Höchstleistungen erbringen mussten. Aber man muss seine eigenen Ressourcen genauso ernstnehmen und würdigen wie seine Verletzlichkeiten.
Also ist die Selbstwahrnehmung ein entscheidender Schlüssel?
Wichtig ist der differenzierte und realistische Blick. Zu diesem gehört auch, sich darüber zu informieren, inwieweit Prävention Ressourcen erhalten bzw. erweitern kann - und wie gleichzeitig Gefahren verringert werden können. Meine Erfahrung: An solchen Dingen hat jemand besonders dann Interesse, wenn er sich bereits vorgebildet hat und bereit war, die eigene Gesundheit bewusst „zu gestalten“.
Stürze stehen bei Unfällen im Haushalt auf Platz eins. Gibt es dafür aus Sicht des Psychologen eine Erklärung?
Hier sind drei Gründe besonders wichtig. Erstens mögliche Risiken innerhalb der Wohnung werden nicht erkannt: Man denke hier nur an die typischen Barrieren wie zum Beispiel umherliegende Kabel oder offenstehende Schubladen. Zweitens: Die Licht- und Beleuchtungsverhältnisse innerhalb der Wohnung sind nicht gut. In jenen Fällen, in denen das Alter auch Seheinbußen mit sich bringt, kann dieser Faktor ein immer größeres Risiko bilden. Zum Dritten: Die Menschen übertragen ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft. Mit anderen Worten: Sie denken, dass bestimmte Risiken für sie eben nicht gelten, weil sie diese in der Vergangenheit gut gemeistert haben. Das ist gefährlich und leider weit verbreitet.
Welche Faktoren sind dabei für die Betroffenen unter Umständen besonders relevant?
Alles steht und fällt mit der Organisation der Wohnung und des Wohnumfeldes. Daher sollte unbedingt die Wohnungs- und Wohnumfeld-Ausstattung zu einem großen Thema in der „Gesundheitspolitik“ gemacht werden. Hier kann die „Gesundheitsberatung“ eine wichtige Rolle spielen. Zudem muss genau geprüft werden, inwieweit die Wohnungs- und Wohnumfeld-Bedingungen noch in einem guten Verhältnis zu den eigenen körperlichen und funktionalen Fähigkeiten stehen. Hier kann man dann gegebenenfalls ansetzen. „Auch digitale Assistenz-Techniken dürfen nicht vergessen werden; sie können im Alltag wichtige Hilfen leisten; diese möglichen Hilfen sollten bei der Gesundheitsberatung thematisiert werden."
LINKS
„Ältere Menschen und Digitalisierung" (Achter Altersbericht der Bundesregierung, komplett)
„Mobilität: Selbständigkeit erhalten" Ausschnitt aus: Achter Altersbericht der Bundesregierung)
Sturzprävention mit Künstlicher Intelligenz

Wie hoch ist die Gefahr, dass ich hinfalle? Wie begegne ich dem Risiko eines Sturzes? Wäre doch schön, wenn man solche Fragen im Vorfeld beantworten könnte. Man kann! Mittels einer neuen App eines jungen Berliner Start-up-Unternehmens. Die App steht kurz vor der Zulassung als Kassenleistung. Hier der zweite Beitrag unserer kleinen CIP-Serie zum Thema Stürze und Sturzprävention.
Stürze und Knochenbrüche – ein Thema, das für Menschen mit Conterganschädigung relevant ist. Stürze können bei ihnen besonders schwere Folgen haben. Dem kann man durchaus vorbeugen. Bisher war eine Bewegungsanalyse als Präventionsmaßname allerdings recht aufwendig – und teuer. Die neue App des Berliner Anbieters Lindera setzt genau hier an. Wir haben uns die Anwendung genauer erklären lassen.
Anamnese: Vom Gangbild zur Sturz-Analyse
Die Idee ist einfach, ihre Anwendung auch. Die App bringt die Analyse eines Bewegungsvideos des Patienten mit einem standardisierten Fragenkatalog zusammen, um daraus eine individuelle Sturzanalyse zu erstellen. „Die App filmt das Gangbild. Man bittet den Patienten vom Stuhl aufzustehen, ein paar Schritte zu gehen und sich wieder hinzusetzen“, erklärt die Lindera-Geschäftsführerin und Gründerin Diana Heinrichs. „Diese Daten werden als Video dreidimensional verarbeitet, was bislang nicht mit der einfachen Smartphone-Kamera möglich war.“
Die Motivation, eine solche Anwendung zu entwickeln und für alle zugänglich zu machen, fand Diana Heinrichs durch die eigene Großmutter: „Unserer Familie lag viel daran, dass sie ihre Tage aktiv gestalten und selbstbestimmt zu Hause leben konnte. Dass sie keine Angst beim Laufen verspürte.“ Ein Wunsch, den Millionen von Familien teilen. Und nicht nur sie. Ärzte, Pflegekräfte und Versicherungen sitzen mit im Boot. „Sie alle möchten wissen, worin das Risiko im Einzelfall besteht, um die richtigen Schutzmaßnahmen einzuleiten.“
Durch die Befragung fließen auch Aspekte der körperlichen Befindlichkeit wie etwa Schwindel, mögliche Medikation oder Aspekte des persönlichen Krankheitsbildes in die Analyse ein. Ein Prozess, der zuvor „analog“ bis zu 75 Minuten gedauert hat, gelingt nun dank Künstlicher Intelligenz weitaus schneller – und wird durch die Technologie vereinheitlicht und überall verfügbar.
Auch Rollstuhlfahrer werden analysiert
Solche Analysen sind auch von Rollstuhlfahrern oder Benutzern von Gehhilfen oder Prothesen möglich. „Aktuell steht die App Pflegeheimen und Kliniken zur Verfügung. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass sie auch jede Privatperson zu Hause nutzen kann“, so Heinrichs. „Inzwischen erfüllen wir dafür alle rechtlichen Anforderungen, ab Herbst erhalten Patienten die Mobilitätsanalyse per App auf Rezept beim Arzt“.
Die App kann kostenfrei im Google Play Store und im Apple Store heruntergeladen werden. Die Analyse ist dann kostenpflichtig – noch. Diana Heinrichs: „Die Daten erfassen, das Gangbild aufzeichnen, das macht die App auf jedem Endgerät. Kostenpflichtig sind die Auswertung und die Begleitung durch den Prozess. Hier kommen die Krankenkassen ins Spiel.“ Lindera arbeitet daran, dass die App als Kassenleistung verschrieben werden kann und dann erstattet wird. Im Herbst soll es so weit sein.
„Jeder, der per Video den eigenen Gang aufnimmt und den psycho-sozialen Fragebogen beantwortet, erhält eine individuelle Analyse des eigenen Sturzrisikos. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen man in ein entsprechendes Ganglabor reisen musste, um auf einem teuren GAITRite-Teppich den Gehtest zu machen.
Die App verarbeitet alle Informationen aus Gangbild und Befragung zu einer Analyse persönlicher Risikofaktoren. Die Sturzgefahr wird am Ende in Prozent ausgedrückt. Ist der Prozentsatz entsprechend hoch, können Therapeuten, Pfleger und Ärzte gemeinsam mit den Patienten handeln und entsprechende Gegenmaßnahmen entwickeln. Muss man etwa die Schrittlänge verändern, bauliche Vorkehrungen im Wohnumfeld vornehmen, eine Physiotherapie machen oder braucht es physische Hilfsmittel. Ob sich das Risiko minimiert hat, findet wiederum die App bei einem wiederholten Einsatz heraus. Die Künstliche Intelligenz lernt und zieht individuelle Schlüsse aus dem Abgleich alter und neuer Informationen.
Zertifiziertes Medizinprodukt – bald als Kassenleistung
Wie sind die Reaktionen bei den Erstbenutzern? „Natürlich gibt es Probleme und Skepsis - aber eher selten. Überlegen Sie, wie viele Problemfelder unser Produkt berührt. Wir steuern auf eine alternde Gesellschaft zu, die Digitalisierung schreitet voran, die Kosten im Gesundheitswesen steigen, es gibt einen Pflegenotstand und Ärztemangel auf dem Land ...“
Die AOK, Pflegedienste wie etwa die Korian Gruppe, Maltheser, der Katharinenhof oder der Medizinische Dienst der Krankenversicherung sind bereits überzeugte Anwender. Dr. Anika Steinert, Leiterin AG Alter & Technik, Forschungsgruppe Geriatrie an der Berliner Charité erhofft sich von Lindera „ein validiertes und technisch unterstütztes Assessmentverfahren, welches in der Praxis von Senioren, Angehörigen und Pflegekräften einfach angewendet werden kann.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die App übrigens bereits getestet und damit sein persönliches Sturzrisiko auf schmale zwei Prozent reduziert.
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Zur Website des Anbieters: www.lindera.de
© Foto: Lindera GmbH
„Das Wichtigste ist die Selbstwahrnehmung und die richtige Einschätzung der eigenen Fähigkeiten“

Stürze und Knochenbrüche sind besonders für Menschen mit Conterganschädigung ein relevantes Thema. Das hat verschiedene Ursachen: Die körperliche Konstitution und das Alter sind die einen, mangelnde Vorsorge und Vorsicht die anderen. Zu diesem Thema starten wir im CIP eine kleine Interviewserie. Den Anfang macht der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Volker Stück von der Wickler-Klinik Hoher Meißner. Er rät: Angepasste Physiotherapie und richtige Prävention sind wichtige Unfallvermeider.
Herr Dr. Stück, sind Menschen mit Conterganschädigung besonders anfällig für Stürze und Knochenbrüche?
Menschen mit Conterganschädigung sind mit zunehmendem Alter nicht anfälliger als Menschen ohne Behinderung. Sie haben in ihrem bisherigen Leben gelernt, sich besonders vorsichtig zu verhalten, um Stürze und Knochenbrüche zu vermeiden.
Nehmen Sie die Kurzarmer. Sie haben von klein auf gelernt, Tätigkeiten mit dem Mund oder den Füßen auszuführen. Dadurch haben sie sehr gut bewegliche Wirbelsäulenabschnitte entwickelt. Diese Beweglichkeit lässt altersbedingt nach. Auch Hüft-, Knie- und Fußgelenke werden im Alter steifer bzw. weniger beweglich. Aufgrund der nicht anatomiegerechten Überbeanspruchung und Fehlhaltung über viele Jahre entwickeln sich aber Verschleißerscheinungen wie Arthrose überdurchschnittlich stark.
Und das erhöht die Gefahr eines Sturzes?
Genau. Aber es gibt noch einen tieferliegenden Grund: Menschen mit Conterganschädigung haben von Kind an gelernt, sich durchzubeißen. Für andere Menschen selbstverständliche Dinge und Abläufe mussten sie ganz anders einüben. Sie haben sich eine sehr hohe körperliche Leistungsfähigkeit antrainiert. Wenn Sie jetzt hören, altersbedingt gehen bestimmte Dinge nicht mehr, ist das frustrierend oder schwer einzusehen. Das Team unserer Rehabilitationsklinik erkennt bei vielen Menschen mit Conterganschädigung in letzter Zeit einen plötzlichen Leistungsknick. Es ist so, als würde mit dem Alter ein Ventil aufgehen, durch das viele Fähigkeiten einfach entweichen.
Welche zum Beispiel?
Die Reaktionsfähigkeit, die Mobilität allgemein, das Sehvermögen... Viele von ihnen haben gearbeitet, Sport getrieben und waren sehr aktiv. Die meisten unserer Patientinnen und Patienten haben eine bessere körperliche Konstitution als viele Gleichaltrige im Bevölkerungsdurchschnitt! Sie waren jahrzehntelang gewohnt, über blaue Flecken hinwegzugehen oder leichtere Knochenbrüche und Verletzungen wegzustecken. Irgendwann geht das alles nicht mehr.
Es besteht also eine gewisse Gefahr von Selbstüberschätzung?
So kann man das sehen. Und daher ist die psychologische Ebene ein wichtiger Teil der Prävention: Man muss lernen, dass vieles nicht mehr so funktioniert wie früher. Die Handlungsschnelligkeit reduziert sich, die Kondition lässt nach, die Beweglichkeit der Halswirbelsäule nimmt ab. Ebenso die Wahrnehmungsfähigkeit des Untergrundes über die Fußsohlen. Der Körper muss also neu kennengelernt, die eigenen Fähigkeiten müssen akzeptiert werden.
Heißt: Der Faktor Alter betrifft uns alle, aber eine Conterganschädigung verschärft die Gefahr von Stürzen?
Ja. Vor allem, wenn der Patient halbwegs mobil ist. Wenn z.B. ein Kurzarmer stürzt, hat er ja noch ein weiteres Problem: Er oder sie kann sich nicht abstützen und den Aufprall abfedern. Sie fallen auf den Oberkörper oder auf den Kopf, mit den entsprechenden Verletzungen. Die Gefahr etwa einer Halswirbelverletzung ist signifikant höher als bei der Normalbevölkerung.
Der berühmte Oberschenkelhalsbruch tritt zwar statistisch nicht häufiger auf. Ein solcher Bruch ist für Menschen, die es gewohnt sind, sich mit den Füßen die Zähne zu putzen, allerdings fatal. Sie müssen nun lernen, dass das nach einem solchen Bruch unter Umständen nicht mehr möglich ist.
Was kann man präventiv tun, um Stürze zu vermeiden?
Es hat keinen Sinn, Schutzpolster anzulegen oder jede Bewegung zu vermeiden. Das Wichtigste ist die Selbstwahrnehmung und, dass man die eigenen Fähigkeiten richtig einschätzt. Man muss es aktiv angehen. Diejenigen, die bei uns in Reha-Behandlung waren, sind sensibilisierter. Sie haben wieder Muskelkraft aufgebaut, sind beweglicher, haben mehr Gleichgewichtssinn und wollen die Übungen auch zuhause weitermachen. Deshalb sind individuell abgestimmte Krankengymnastik und Ergotherapie so wichtig.
Bei der Krankengymnastik gibt es ja verschiedene Zugänge und Schulen. Wir bieten alles an und prüfen von Fall zu Fall: Was tut dem jeweiligen Patienten gut, was verspricht den besten Erfolg? Viele, die erstmalig hier waren, sagen, dass sie eine solche Behandlung noch nie hatten. Immerhin haben wir so schon rund 800 Menschen mit Conterganschädigung helfen können, etwa 80 waren es im letzten Jahr.
Hinweis:
Die Schön Klinik Hamburg führt aktuell eine Umfrage zum Thema „Sturzgefahr und Knochenbrüche bei Menschen mit Conterganschädigung“ durch.
Link zur Umfrage (www.surveymonkey.de/r/83DHR2V) (Hinweis vom 07.10.2021: Umfrage ist derzeit geschlossen)
Für Fragen steht Ihnen das Team der Contergansprechstunde zur Verfügung.
E-Mail: rbeyer@schoen-klinik.de oder dbrkitsch@schoen-klinik.de
Telefon: 040 20922364 / Fax: 040 2092 83 2364