Demenz

Etwa 1,8 Mio. Menschen in Deutschland leben mit Demenz

 

Den Errungenschaften von Medizin, höheren Sozialstandards und wachsendem Wohlstand ist es zu verdanken, dass unsere Lebenserwartung immer weiter steigt. Doch damit gehen leider auch negative Begleiterscheinungen einher. So treten schwere Erkrankungen vornehmlich im höheren Alter auf oder verschärfen sich. Eine davon ist die Demenz mit ihren zahlreichen Ausprägungen, die immer eine Beeinträchtigung der Hirnleistungen mit sich bringen. Legt man die durchschnittliche, zunehmende Lebenserwartung zugrunde, steigt die Gefahr für jede dritte Person in Deutschland, im fortgeschrittenen Alter an Demenz zu erkranken - so Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Genauer: Liegt die Prävalenz bei Menschen in Europa bei den 65- bis 69-Jährigen noch bei 1,85 Prozent, steigt sie auf über 36 Prozent bei den über 90-Jährigen.

Jede Demenzerkrankung bringt eine Degeneration von Hirnzellen mit sich. Die meisten Formen sind nicht heilbar. Es gibt jedoch wenige Formen sekundärer Demenz, die teilweise heilbar sind. Einige krankheitsbegleitende Symptome können mit Medikamenten abgemildert oder deren Auftreten hinausgezögert werden. Die medizinische Forschung befasst sich somit vornehmlich mit Maßnahmen der Vorbeugung.

 

Was genau ist Demenz?

Unter dem Begriff „Demenz“ werden mehr als 50 Erkrankungen zusammengefasst, die alle die schwindende Leistungsfähigkeit des Gehirns zur Folge haben. Darunter ist die Alzheimer-Krankheit mit rund zwei Drittel aller Erkrankungen die häufigste Demenzform. Demenz ist also ein Oberbegriff und nicht mit Alzheimer gleichzusetzen. Nach Berechnungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben aktuell etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Demenz. Bis 2050 sollen es bis zu drei Millionen sein. Damit zählt Demenz neben Krebs und Diabetes zu den größten medizinischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit.

Je nach Ausprägung einer Demenz-Erkrankung liegt die Lebenserwartung nach Erstdiagnose bei sechs bis zwölf Jahren. Das ist aber ein Mittelwert. Es gibt Menschen, die weit länger mit Demenz leben können. Erst recht, wenn diese in einer frühen Lebensphase festgestellt wurde. Erste Symptome einer Demenz-Erkrankung können nämlich schon im Alter von 40 oder 50 Jahren auftreten. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter allerdings rasant an, sodass die meisten Erstdiagnosen im siebten Lebensjahrzehnt erfolgen.

 

Krankheitsverlauf

Zu Beginn einer Demenz-Erkrankung sind häufig Kurzzeitgedächtnis und Merkfähigkeit gestört. Im weiteren Verlauf verschwinden bereits lange eingeprägte und eingeübte Inhalte des Langzeitgedächtnisses. Die Betroffenen verlieren dann mehr und mehr die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Der gewöhnliche Verlauf einer Demenz-Erkrankung lässt sich in drei Stadien gliedern: Das erste Stadium ist die leichte Demenz mit dem deutlichsten Symptom der zunehmenden Vergesslichkeit. Tückisch, denn wir alle sind mal vergesslich. Man sollte daher genau beobachten, wie stark die Vergesslichkeit den Alltag der betroffenen Person beeinträchtigt. Vor allem, wenn sie zuvor als besonders „fit im Kopf“ galt oder sich durch eine hohe Merkfähigkeit auszeichnete.

Im zweiten Stadium, der mittelgradigen Demenz, häufen sich die Gedächtnisaussetzer und es treten verstärkt motorische Schwächen auf. Bei der schweren Demenz ist das dritte Stadium erreicht. Hier sind nahezu keine Alltagshandlungen mehr ohne Hilfe zu bewerkstelligen, weswegen die betroffene Person nicht mehr allein überlebensfähig ist.

 

Risikofaktoren

Wie fast immer gibt es auch bei der Demenz Risikofaktoren, die eine Erkrankung begünstigen. Hier sind zunächst die „üblichen Verdächtigen“ wie Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen oder erhöhte Cholesterinwerte (etwa durch schlechte Ernährung) zu nennen. Sie alle erhöhen die Gefahr einer Demenz-Erkrankung bzw. verschlimmern deren Verlauf. Auch Menschen mit Depressionen, Schlafmangel haben laut Studien ein erhöhtes Alzheimer- und Demenz-Risiko.

Ärzteschaft und auch Betroffene selbst betonen, dass der körperliche Zustand von Menschen mit Conterganschädigung aufgrund des Zusammenwirkens der vorgeburtlichen Conterganschädigung mit Folge- und Spätschäden dazu führt, dass ihr biologisches Alter eher weiter vorangeschritten ist. Daher ist unter Umständen besondere Achtsamkeit gefragt.

 

Maßnahmen zur Vorbeugung   

Die Risikofaktoren für Demenz sind komplex. Streng genommen geht Demenz alle an. Auch wenn die Ursachen für Demenz-Erkrankungen noch nicht eindeutig geklärt sind, herrscht bei Forschenden in einer Sache weitgehend Einigkeit: Demnach könnte rund ein Drittel der Demenz-Fälle durch einen gesünderen Lebensstil und der rechtzeitigen Behandlung bestimmter Vorerkrankungen verhindert werden. Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 40 Prozent des Demenzrisikos potenziell modifizierbar sind. Dazu gehören jedoch auch Faktoren wie Bildung, Hörverlust, Hirnverletzungen, Soziale Isolation oder Luftverschmutzung. Also Aspekte, die über einen "gesünderen Lebensstil" hinaus gehen. 

Es ist eine Binsenweisheit, dass eine gesunde, ausgewogene Ernährung so ziemlich jeder Krankheit vorbeugen kann. Dasselbe gilt für sportliche Betätigung, ausreichend Bewegung und den Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Für Menschen mit Conterganschädigung sind eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf schädigende Einflüsse sicher umsetzbar. Bei Bewegung oder Sport wird es für viele Betroffene schon weit schwieriger mit der Umsetzung.

Da eine Demenz-Erkrankung das Gehirn betrifft (neurodegenerative Erkrankung), stehen ebenso die grauen Zellen bei der Vorbeugung besonders im Fokus. Das Gehirn fit halten ist ein Punkt, der sich wiederum leichter für alle umsetzen lässt. Hirnfördernde Aktivitäten und Impulse wie Gehirnjogging, Lesen und die Pflege sozialer Kontakte wirken dabei gewiss vorbeugend. Es wird zumindest angenommen, dass eine rege geistige Aktivität durchaus die Resilienz gegenüber Demenzerkrankungen erhöhen kann. Ebenso sind eine genügende Flüssigkeitszufuhr und ausreichende Mineralien bei wenig Fetten im Blut hilfreich, da dies wiederum das Bluthochdruck- und Arteriosklerose-Risiko verringert. 

Bemerkenswert ist außerdem: Mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehörs ab. Manche schieben die Entscheidung für ein Hörgerät zu lange vor sich her. Ein Fehler. Denn das Gehirn wird durch die Abnahme akustischer Reize regelrecht unterfordert. Man fand heraus: Wird der Hörschaden nicht schnell ausgeglichen, ist das Demenz-Risiko doppelt so hoch wie für Menschen, die rechtzeitig ein Hörgerät nutzten.

 

Politische Maßnahmen

Aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz hat die Bundesregierung sich des Themas Demenz angenommen und gemeinsam mit Partnern aus Politik, Gesellschaft und Forschung die „Nationale Demenzstrategie“ verabschiedet. Ihr Ziel ist es, durch eine Vielzahl von Maßnahmen das Leben und die Versorgung von Menschen mit Demenz zu verbessern, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und medizinische Lösungen zu finden. Mittlerweile gibt es eine Broschüre zur Halbzeit der Nationalen Demenzstrategie. Diese kann man hier herunterladen. 

Ein Projekt der „Nationalen Demenzstrategie“ wurde beispielhaft vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) durchgeführt und widmet sich der „Identifikation relevanter psychosozialer Maßnahmen in der Entstehung, Behandlung und Versorgung von Menschen mit Demenz“. Zur Website des DZNE geht es hier lang.

Basis-Informationen gibt das Bundesgesundheitsministerium seit 2008 in seinem „Ratgeber Demenz“ heraus. Hier sind alle wichtigen Fragen zu den Erkrankungsformen und Pflegemöglichkeiten sowie Tipps und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige zusammengefasst. Der Ratgeber kann (in der neuesten Auflage von 2023) als PDF-Dokument hier abgerufen werden. Die aktuellen Zahlen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft finden Sie hier

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