Das Bild zeigt die rosa Schleife als Symbol für den Breast Cancer Awareness Monat

Contergan und Früherkennung

Mit fortschreitendem Alter rückt das Thema Gesundheit und Prävention verstärkt in den Fokus. Für die Frauen der Contergan-Generation, die nun das siebte Lebensjahrzehnt erreicht haben, ist neben anderen Früherkennungsuntersuchungen auch die Brustkrebsvorsorge von entscheidender Bedeutung. Denn: Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind Frauen ab 50 Jahren am häufigsten betroffen und das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Das gilt im Übrigen für alle Frauen in dieser Altersgruppe: Eine Conterganschädigung für sich genommen ist kein bekannter Risikofaktor für Brustkrebs, es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise dafür, dass Contergan das Krebsrisiko überhaupt beeinflusst.

Die gute Nachricht: Jede Frau kann sich vor den Folgen von Brustkrebs schützen, denn früh erkannt ist die Krankheit in den meisten Fällen heilbar. Die Brustkrebs-Früherkennung, insbesondere die Mammographie, kann die Sterblichkeit an Brustkrebs um 20 bis 30 Prozent senken. Die Vorsorgeuntersuchung bietet die Chance, Tumore zu entdecken, bevor sie tastbar werden.

 

Was gehört zur Brustkrebsvorsorge dazu?

 

Die Brustkrebsvorsorge setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  • Abtasten der Brust: Frauen haben ab dem 30. Lebensjahr Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung der Brust und der Lymphknoten in den Achseln bei der Frauenärztin oder -arzt. Diese manuelle Untersuchung ist eine wichtige Ergänzung zur Mammographie, kann diese aber nicht ersetzen. Für Frauen mit Conterganschädigung, die aufgrund verkürzter oder fehlender Arme nicht in der Lage sind, ihre Brust selbst abzutasten, ist die regelmäßige Untersuchung durch eine Gynäkologin, einen Gynäkologen oder eine speziell geschulte medizinische Fachkraft von noch größerer Bedeutung.
  • Mammographie: Dies ist eine spezielle Röntgenuntersuchung der Brust. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren haben in Deutschland alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie im Rahmen des bundesweiten Mammographie-Screening-Programms. Ab 70 Jahren wird die Mammographie bei Bedarf und auf ärztliche Empfehlung weiterhin durchgeführt und von den Krankenkassen übernommen.
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie): Die Ultraschalluntersuchung der Brust wird in der Regel zur Abklärung auffälliger Befunde oder bei sehr dichtem Brustgewebe als ergänzende Methode zur Mammographie eingesetzt. Sie ist keine gesetzliche Kassenleistung zur Vorsorge, kann aber von der Ärztin oder dem Arzt verordnet werden. Die Mammographie gilt als der Goldstandard in der Früherkennung, da sie auch kleinste Veränderungen und Mikroverkalkungen sichtbar machen kann.

 

Welche Arten von Brustkrebs sind häufig?

 

Die meisten Brustkrebserkrankungen sind sogenannte Karzinome, die von den Zellen der Milchgänge oder der Drüsenläppchen ausgehen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wie das Abtasten und die Mammographie können wirksam dazu beitragen, diese Tumore in einem sehr frühen Stadium zu entdecken.

 

Besonderheiten bei Frauen mit Conterganschädigung

 

Die Untersuchung von Frauen mit Conterganschädigung erfordert besondere Aufmerksamkeit und Anpassungsfähigkeit seitens des medizinischen Personals:

  • Lagerung bei der Mammographie: Bei der Mammographie werden die Brüste auf eine Platte gelegt und vorsichtig komprimiert. Die Positionierung kann bei Frauen mit verkürzten Armen eine Herausforderung sein. Es ist wichtig, dass das medizinische Personal geschult ist und alternative Positionierungen findet, um die Untersuchung dennoch durchführen zu können. Eine offene Kommunikation mit dem Personal des Screening-Zentrums ist hier entscheidend.
  • Das Abtasten der Brust: Wie bereits erwähnt, können viele Betroffene ihre Brüste nicht selbst abtasten. Hier ist es essenziell, dass sie sich auf die regelmäßigen professionellen Untersuchungen bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt verlassen können.

Viele Menschen mit Conterganschädigung haben im Laufe ihres Lebens schmerzhafte oder enttäuschende Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem gemacht. Umso wichtiger ist es, dass Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal empathisch und verständnisvoll vorgehen:

  1. Zuhören und Verstehen: Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie medizinisches Personal sollten sich die Zeit nehmen, Bedenken und Ängste der Patientin ernst zu nehmen und fragen, was sie beunruhigt und welche individuellen Bedürfnisse sie hat.
  2. Transparenz schaffen: Ärztinnen und Ärzte sollten jeden Schritt der Untersuchung genau erklären. Was wird gemacht, warum wird es gemacht und wie lange dauert es?
  3. Respekt und Würde: Medizinerinnen und Mediziner sollten die Patientin mit dem höchsten Maß an Respekt und Würde behandeln und auf die individuellen körperlichen Besonderheiten eingehen, ohne diese zu kommentieren oder zu bewerten.
  4. Flexible Vorgehensweise: Ärztinnen und Ärzte sollten bereit sein, von standardisierten Abläufen abzuweichen, um eine sichere und komfortable Untersuchung zu ermöglichen.

Die Brustkrebsvorsorge ist für Frauen ab 60 ein unverzichtbarer Baustein für ein langes und gesundes Leben. Für die Frauen der Contergan-Generation, die nun dieses Alter erreichen, ist sie nicht weniger wichtig. Nutzen Sie die Vorsorgeangebote und scheuen Sie sich nicht, Ihre Bedenken und Bedürfnisse offen anzusprechen. Gynäkologinnen und Gynäkologen Ihres Vertrauens sollten in der Lage sein, auf diese besonderen Anforderungen einzugehen und eine sichere und effektive Vorsorge ihrer Patientinnen möglich zu machen.

 

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