Das Bild zeigt ein Wohngebäude von außen

Neues Wohnen im Alter

Wir leben in einer Gesellschaft, die sich stetig neu organisieren muss. Beispielsweise ist alters- und behindertengerechtes Wohnen nicht nur aufgrund des demografischen Wandels eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Ideen und Lösungsansätze gibt es in Politik, Privatwirtschaft und in bürgerschaftlichen Initiativen. Ein Leitgedanke dabei: auch älteren Menschen und Menschen mit Einschränkungen soll ein individuell selbstgestaltbares Leben ermöglicht werden.

Angebote, Ansprüche und nicht zuletzt finanzielle Möglichkeiten sind dabei so verschieden wie die Menschen, die sie nutzen. Über Modelle des Inklusiven Wohnens, etwa in Mehr-Generationenhäusern, inklusiven WGs oder in ambulanten Wohnformen haben wir im CIP bereits in einem Überblick berichtet.

Ein tiefer ansetzender, ganzheitlicher Ansatz liegt in der Entwicklung ganz neuer Wohnmodelle, ob in genossenschaftlich organisierten Häusern oder in neuen Wohnvierteln. Ihre Grundfrage: Ermöglichen neue Formen des Wohnens ein neues Miteinander, das mehr ist als eine reine Absicherung im Alter? Einige Beispiele:

 

Anders wohnen

Etwa das Projekt „Anders Wohnen“ in Nürnberg: Die andersWOHNEN-2010 eG ist ein genossenschaftliches Wohnprojekt. Es ermöglicht das Zusammenleben für Alleinerziehende, Familien, Singles, Junggebliebene und Menschen mit Behinderung. Nicht allein zu sein, gemeinsam den Alltag zu gestalten, ist das Ziel der Bewohnerinnen und Bewohner.

Ein Projekt ist das Wohnexperiment WohnenPLUS. Es will Senioren mit der Gruppe der Alleinerziehenden und deren Kinder in einer Hausgemeinschaft zusammenbringen. Die Grundidee: Beide Gruppen verfügen über unterschiedliche Ressourcen. Die Verantwortlichen: „Bei Senioren steht meist ein Überangebot an Zeit zur Verfügung, während Alleinerziehende unter Zeitdruck stehen. Einem Verlust von Aufgaben und Verantwortung bei den einen, steht eine permanente Überforderung der anderen gegenüber.“ Ziel ist es, möglichst viele der erforderlichen Unterstützungsleistungen gegenseitig durch die Bewohner zu erbringen. Hierbei gilt das Prinzip der Freiwilligkeit und Selbstbestimmung.

Projekte wie „Anders wohnen“ setzen auf neue Nachbarschaftsbeziehungen, die ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen sollen. Die unterschiedlichen Wohnungen und Zugänge zur Anlage sind zu 100 Prozent barrierefrei. Die gegenseitige Nachbarschaftshilfe ist ein entscheidender Faktor des Konzepts. Doch sie endet dort, wo professionelle Pflege nötig wird.
 

Privatinitiativen suchen nach Alternativen

Wer eine Wohnung oder ein WG-Zimmer für einen selbstbestimmten Lebensabend sucht, wird in der Regel nicht über die üblichen Kanäle fündig. Denn Vieles beruht auf Eigeninitiative und wird meist nur lokal publik: Ein solches Projekt ist die private Baugemeinschaft „Martinis“ in Hamburg, eine Gruppe von 25 Personen zwischen Ende 40 und Anfang 80. Sie will „in enger Nachbarschaft in einer Mischung aus Jung und Alt, von Menschen unterschiedlicher sozialer Hintergründe und Lebensformen, von Behinderten und Nichtbehinderten zusammenleben.“ Einige Mitglieder der Gemeinschaft sind Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen. Die Verantwortlichen zu ihren Beweggründen: „Die meisten gehören zur Generation 55-plus, so dass die Frage, ‚wie will ich im Alter leben?‘ sich fast von alleine stellt. Wenn Unterstützungsnetze aus Familie und Freunden nicht vorhanden oder nicht vor Ort sind, bietet gemeinschaftliches Wohnen im Alter eine attraktive Chance und Herausforderung zu den scheinbar vorgezeichneten Alternativen der Vereinzelung Alleinlebender, von Einsamkeit oder Altersheim.“

 

Bahnstadt Heidelberg: Stadtleben jetzt schon neu denken

Oder man denkt ganz groß: eines der modernsten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland und gleichzeitig Heidelbergs jüngstes Stadtviertel ist die so genannte Bahnstadt, inzwischen die Heimat von fast 7.000 Menschen. Hier wird Stadtleben und Gesellschaft neu gedacht und ein buntes, diverses Zusammenleben ermöglicht. Der Reiz des neuen Quartiers liegt einerseits in „harten Fakten“ wie der zentralen Lage, einer durchdachten Infrastruktur sowie in innovativen und energieeffizienten Bauten. Wichtiger aber sind für viele die sozialen Aspekte: Hier werden Leben und Arbeiten, Wirtschaft und Handel zusammengebracht – alles möglichst mit kurzen Wegen und vor allem: barrierefrei. So gibt es etwa ein Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderung.

Zurzeit liegt das Durchschnittsalter des zentral gelegenen Viertels bei knapp über 40 Jahren. Weswegen es derzeit noch keine gezielten Einrichtungen oder Wohnprojekte für ältere Menschen gibt. Aber auch hierfür wird man im Laufe der Zeit Angebote in Heidelberg entwickeln.

 

Mehr Infos?

Auf der Website des Portalverbundes alternativer Wohnformen kann man sich einen Überblick bestehender oder geplanter Wohnprojekte machen, mit den Verantwortlichen in Verbindung treten und in einigen Fällen auch sein Interesse bekunden.

Unter der Initiative WOHN:SINN findet sich ebenfalls eine Übersichtskarte, geordnet nach bestehenden und geplanten inklusiven Wohnprojekten (sofern der Initiative bekannt).

 

 

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